14. August bis 2. Oktober 2022 | Köln Grau
Werkschau von Nadine Weixler und Peter Schreiner | Works by Nadine Weixler and Peter Schreiner
Gezeigt werden neben einer, beiden Künstler_innen gewidmeten, umfassenden Werkschau auch Arbeiten, die einer langjährigen kollaborativen Praxis entstammen. Ihre Funktion ist es dabei nicht, zwei hermetische Positionen künstlich zu verbinden.
Vielmehr erscheint diese kollaborative Ebene als eine natürliche Fortführung von Aspekten aus beiden Werken. In ihr wird vertieft, was in den eigenständigen Arbeiten von Nadine Weixler und Peter Schreiner an Verbindungen bereits vorhanden ist. Denn davon gibt es viele, von offensichtlichen Gemeinsamkeiten bis hin zu flüchtigen Momenten, die sich vielleicht nur eingeweihten Betrachter_innen zu erkennen geben. Die Wege, die durch diese Verflechtungen führen sind deshalb keine geraden. Sie bestehen aus Umwegen und Abkürzungen, die vielleicht weniger dazu geeignet sind die Dinge zu ordnen, als bestimmte Grenzen (zumindest) zu verschmieren.
Nadine Weixlers künstlerischer Arbeit liegt eine genaue Beobachtung des alltäglichen Lebens zugrunde. Dabei werden Momente diskutiert, die gänzlich im „Dazwischen“ angesiedelt sind, wie etwa in ihren großformatigen Fotografien der Werkgruppe Memos. Hier setzt die Künstlerin Situationen ins Bild, die, soweit dies für das Medium der Fotografie überhaupt möglich ist, das Fehlen eines erzählerischen oder ästhetischen Höhepunkts eint. Sie zeigen eine, dem mitteleuropäischen Blick vertraute, urbane Szenerie. „Das, was passiert, wenn nichts passiert außer Zeit, Menschen, Autos, Wolken“ (George Perec, Versuch einen Platz in Paris zu beschreiben, 1974)Auch im Blick auf die Werkgruppe Männer und Autos, die 2017 in Teheran entstanden ist, wird eine Erzählweise sichtbar, die einer persönlichen Sicht, einem spezifischen Interesse am Alltäglichen und der Annahme einer vielleicht universellen Qualität der Dinge gewidmet ist, die sich hinter dem vordergründigen Reiz des Fremden verborgen hält.
Fragen nach dem Verhältnis von Ereignis und Deutung, von Geschichtsschreibung und Dichtung stehen im Zentrum der von Peter Schreiner betriebenen künstlerischen Forschungsarbeit. Das Interesse gilt dabei dem Ereignis selbst, welches erst durch seine Überführung in das Medium der Sprache und durch seine Einbettung in einen narrativen Zusammenhang mit historischem Sinn versehen wird. Zur Anwendung kommen reproduktive Verfahren wie Fotografie und Text, deren traditionelle Bindung an eine gegebene, eindeutig bestimmbare Realität sich mehr und mehr löst. Im Arrangement der Bedeutungsträger und ihrer fortwährenden Re-Kontextualisierung in bestehenden und neuen Ordnungssystemen werden Prozesse sichtbar mittels derer Geschichte geschrieben und Wirklichkeit konstruiert wird.
In addition to a comprehensive show of works dedicated to both artists, the exhibition will also feature works that stem from a longstanding collaborative practice. Their function is not to artificially connect two hermetic positions. Rather, this collaborative level appears as a natural continuation of aspects from both bodies of work. It deepens what connections are already present in the independent works of Nadine Weixler and Peter Schreiner. For there are many of these, from obvious commonalities to fleeting moments that may only reveal themselves to initiated viewers. The paths that lead through these interconnections are therefore not straight ones. They consist of detours and shortcuts that are perhaps less suitable for putting things in order than for (at least) blurring certain boundaries.
Nadine Weixler’s artistic work is based on a precise observation of everyday life. Moments are discussed that are located entirely in the „in-between“, such as in her large-format photographs of the Memos group of works. Here, the artist puts situations into the picture that, as far as this is at all possible for the medium of photography, are united by the lack of a narrative or aesthetic climax. They show urban scenery familiar to the Central European gaze. „That which happens when nothing happens except time, people, cars, clouds“ (George Perec, Attempt to Describe a Square in Paris, 1974).
Also visible in the view of the group of works Men and Cars, created in Tehran in 2017, is a narrative dedicated to a personal view, a specific interest in the everyday and the assumption of a perhaps universal quality of things that is hidden behind the superficial appeal of the foreign.
Questions about the relationship between event and interpretation, between historiography and poetry are at the centre of Peter Schreiner’s artistic research work. The interest here is in the event itself, which is only given historical meaning through its transfer into the medium of language and through its embedding in a narrative context. Reproductive processes such as photography and text are used, whose traditional binding to a given, clearly determinable reality is becoming more and more detached. In the arrangement of the carriers of meaning and their continual re-contextualisation in existing and new systems of order, processes become visible by means of which history is written and reality is constructed.
Köln Grau
Alpener Straße 27
50825 Köln / Cologne
Germany