22. Januar bis 26. Februar 2023 | New York Grau
Blumen von Johannes Gramm | Flowers by Johannes Gramm
Anfang des 18. Jahrhunderts berichtete Lady Mary Wortley Montagu in ihren Briefen aus Istanbul von der „Kommunikation mit Blumen“. Im Orient stieß sie auf ein ausgeklügeltes System von Bedeutungen, die den einzelnen Blüten zukamen. In Istanbul fand Montagu eine feststehende Bedeutung, die jeder Blüte zugesprochen wurde – durch ihre Briefe wurde die so genannte Selam, benannt nach dem öffentlich zugänglichen Teil osmanischer Häuser (Selamlık), im viktorianischen Europa schnell zur Mode. Zur damaligen Zeit konnten insbesondere junge Liebende nicht öffentlich aussprechen, was sie dachten, und Zuneigung und Abneigung verbal nicht klar Ausdruck verleihen. Die Blumensprache wurde daher zum wichtigen Mittel der nonverbalen Kommunikation.
Dies war der Ausgangspunkt für die Entwicklung eines umfangreichen Zeichensystems mittels der Übergabe von Blumen – anfangs mit Sträußen aus einer einzelnen Blumenart, später dann durch komplizierte Mischungen, um verschiedene Feinheiten auszudrücken. Jede Blume und ihre Farbe, die Anzahl im Strauß, das Alter der Blüte, jedes Kraut und jede Schleife hatten eine Bedeutung.
Auch die Art und Weise, wie die Blumen gehalten wurden, bestimmten die Aussage: Wiesen die Blüten zum Beispiel nach unten, verkehrte sich die Bedeutung der Blüten ins Gegenteil. Im viktorianischen Zeitalter war es zudem Brauch, dass Männer Damen einen Ansteckstrauß überreichten, wenn sie sie zum Ball einluden. Die Art und Weise, wie und wo die Damen den Strauß ansteckten, war ebenfalls mit Bedeutung versehen. Das Bouquet über dem Herzen drückte so erwiderte Zuneigung aus, der Blumenschmuck im Haar dagegen war eine nonverbale Ablehnung.
Edith Nesbit machte mit ihrem Kinderbuch The wonderful garden (deutsch „Der verzauberte Garten“) die „Blumensprache“ sehr populär.
Flowers by Johannes Gramm
At the beginning of the 18th century, Lady Mary Wortley Montagu reported in her letters from Istanbul about „communication with flowers“. In the Orient, she came across an elaborate system of meanings attributed to individual flowers. In Istanbul, Montagu found a fixed meaning attributed to each blossom – through her letters, the so-called selam, named after the publicly accessible part of Ottoman houses (Selamlık), quickly became fashionable in Victorian Europe. At the time, young lovers in particular could not publicly express what they were thinking and could not clearly express affection and dislike verbally. Flower language therefore became an important means of non-verbal communication.
This was the starting point for the development of an extensive system of signs by means of the handing over of flowers – initially with bouquets of a single type of flower, then later using complicated mixtures to express various subtleties. Each flower and its colour, the number in the bouquet, the age of the flower, each herb and bow had a meaning.
The way the flowers were held also determined the statement: if the flowers pointed downwards, for example, the meaning of the flowers was reversed. In the Victorian era, it was also customary for men to present ladies with a corsage when inviting them to a ball. The way and where the ladies pinned the bouquet was also imbued with meaning. The bouquet over the heart thus expressed reciprocated affection, while the flower decoration in the hair was a non-verbal rejection.
Edith Nesbit made the „language of flowers“ very popular with her children’s book The wonderful garden.
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